Konzeption und Ziele

 

Im Rahmen der Menschenkunde Rudolf Steiners fördern wir die gesunde Entwicklung der Kinder durch Musik, Sprachpflege, rhythmische Spiele, Wasserfarbenmalen, Kneten, Spielzeugpflege, Gartenarbeit und Eurythmie.

Der Kindergarten stellt einen Raum dar, in dem das Kind den Erwachsenen bei der Ausführung sinnvoller und durchschaubarer Tätigkeiten erlebt. Es regt das Kind zum Nachahmen an.
Wir arbeiten mit Naturmaterialien, die den Kindern vielfältige Sinneserfahrungen bieten und der Phantasie den größtmöglichen Raum zur Entfaltung geben. Wir bieten dem Kind keine Spiele an, sondern lassen es selbst, aus eigenem Antrieb heraus, ein Spiel finden.

Wir wollen die natürliche Religiosität unserer Kinder bewahren, ihre Achtung vor der Natur fördern und sie ihre soziale Kompetenz im täglichen Miteinander lehren.

Unsere christliche Grundhaltung unterliegt keiner konfessionellen Bindung. Daher sind wir offen für Kinder aller Kulturen.

Die aktive Mitarbeit der Eltern und ihr Interesse am pädagogischen Austausch ist uns wichtig.

 

Konzeption

Grundlage unserer Arbeit am Kind bildet die Waldorfpädagogik, die aus dem Menschenbild Rudolf Steiners hervorgeht. Die bedeutendsten Gesichtspunkte für die Erziehung sind hierbei:

1. Vorbild und Nachahmung

2. Rhythmus und Wiederholung

 

Vorbild und Nachahmung

In den ersten sieben Jahren seines Lebens ist das Kind noch ganz damit beschäftigt, die Welt und sich selbst kennenzulernen. Es ist die Phase des größten Wachstums (mit 2 Jahren hat das Kind die Hälfte seiner endgültigen Körpergröße erreicht). Für dieses Wachstum und die Reifung seiner Organe braucht das Kind viele Lebenskräfte. Das Kind erwirbt alle Grundlagen, die es braucht und auf die es im weiteren Verlauf seiner Entwicklung aufbauen kann. Geprägt sind diese ersten Jahre hauptsächlich durch Nachahmung und körperliche Sinneserfahrung.

Durch das Vorbild des Erwachsenen lernt das Kind im ersten Lebensjahr das Gehen und im zweiten Jahr das Sprechen. Das Gehen und Sprechen wiederum bilden im dritten Lebensjahr die Grundlage für das Denken. Nun können erste Sinneszusammenhänge erfasst werden. Die Kinder haben ein tiefgreifendes Interesse an den Vorgängen der Welt und eine große Freude daran, diese Vorgänge nachzuahmen.

Liebe und Freude sind die Prinzipien, die immer in der Erziehung vorhanden sein sollten, jedoch sind sie im ersten Jahrsiebt besonders wichtig. Der Erwachsene ist in dieser Zeit das Vorbild, alles, was dem Kind vorgelebt wird, nimmt es auf und verinnerlicht es. In den ersten sieben Lebensjahren können wir nicht durch Ermahnungen, nicht durch irgendwelche Gebote das Kind lenken, sondern wir lenken und leiten das Kind durch das, was wir selber tun.

Aus diesem Wissen und aus dieser Erkenntnis heraus ist es für den Erzieher eine Selbstverständlichkeit, den Kindern die Möglichkeit zu schaffen, sinnvolle, nachahmenswerte Tätigkeiten erleben zu lassen und mit vollziehen zu können. Dies wirkt ordnend auf die Gefühls- und Gedankenwelt des Kindes. Das kleine Kind beteiligt sich gerne an den Arbeiten, die der Erwachsene tut. An überschaubaren Tätigkeiten und Handlungsabläufen wie Brot backen, Wolle wickeln, Frühstückszubereitung usw. kann das Kind diese Zusammenhänge erleben. Es kann und darf sie nachahmen und mithelfen.

Auch im Spiel des Kindes werden verinnerlichte Eindrücke wieder nach außen gebracht und so verarbeitet. Im Spiel wird nachgeahmt und verarbeitet, was im Umfeld erlebt wird. Im Spiel des Kindes lebt eine der wichtigsten Eigenschaften: die schöpferische Phantasie. Das Charakteristische im phantasievollen Spiel besteht darin, dass die Handlungen des Kindes Nachahmungen täglicher Erlebnisse wie Haushalt, Familie, Arztbesuch, Friseurbesuch usw. sind. Auch handwerklichen Tätigkeiten, die frei sind von maschinellen Hilfsmitteln, werden vom Kind spontan im Spiel aufgegriffen und nachgeahmt.

Dabei wechseln die Einfälle ständig, es fehlt jedoch nie am nötigen Spielmaterial, da die Fähigkeit erwacht ist, die einfachsten Dinge „richtige“ Gegenstände werden zu lassen. Eine Holzwurzel wird im Laufe des Spiels abwechselnd ein Lenkrad, eine Angel, eine Haarbürste oder auch ein kleines Kätzchen. Alles wird in diesem Alter belebt, beseelt und mit Sinn erfüllt.
Im Spiel setzt sich das Kind mit seiner Umwelt auseinander, spielend übt und lernt es, ohne in intellektuelle Verfrühung getrieben zu werden.

Es ist deshalb wichtig, dass der Erwachsene im Beisein des Kindes möglichst oft in einer Weise tätig ist, die im Kind die notwendigen Impulse weckt. Wenn die Erzieherin z.B. Äpfel für das Müsli schneidet oder am Bügelbrett steht, wirkt dies anregend auf das Spiel, auf die Phantasiekräfte des Kindes. Wir belehren das Kind nicht, sondern lassen es durch die Nachahmungskräfte, die jedes Kind mitbringt, lernen.

Rhythmus und Wiederholung

Das Kind braucht für seine gesunde Entwicklung Rhythmus und Wiederholung. Durch die Wiederholung von Bekanntem wächst dem Kind Vertrauen zu sich selbst und auch Vertrauen in die Welt. Deshalb achten wir auf einen geregelten Tagesablauf, in dem das Kind zwischen Wach- und Schlafzeiten und im Wachsein zwischen aktiven und eher passiven Zeiten wechselt. Jeder Tag gliedert sich in Zeiten, in denen die Kinder ganz aus ihren eigenen Kräften tätig sind – dem Freispiel drinnen und draußen – und Zeiten, in denen sie durch die Erzieher/-innen angeregt werden – zum Beispiel im Reigen. Jeder Tag bekommt so einen Rhythmus.

Feste Tageszeiten für das Essen und Schlafen und eine gewisse gleichbleibende Struktur des Tages geben dem Kind Sicherheit und helfen ihm, seinen eigenen Rhythmus zu finden.

Im gegliederten rhythmischen Tagesablauf wird dem Kind durch Wiederholung bewusst, dass bestimmte Tätigkeiten ihren bestimmten Platz in der zeitlichen Tagesabfolge haben.
Das bildet die Grundlage für das Zeitgefühl. Mit dem wachsenden Überblick weitet sich auch das Zeitgefühl.  In unserem Kindergarten erleben die Kinder auch eine Strukturierung der Woche durch eine spezielle Prägung der einzelnen Wochentage. Dies trägt zu einem Gefühl der Sicherheit und Geborgenheit bei.

Jede Woche hat ihren rhythmischen Ablauf, mit einem immer wiederkehrenden, bestimmten Geschehen, in Form von Tätigkeiten, aber auch in Form von Mahlzeiten („heute ist Knet-Tag, also gibt es Müsli“). Dadurch muss sich das Kind nicht jeden Tag neu auf Gegebenheiten und Anweisungen einstellen.
Auch im intensiven Miterleben der Jahreszeiten spielt die Wiederholung und der Rhythmus eine Rolle. Über zwei oder drei Jahre wird das Kind immer wieder an die Geschehnisse der Natur herangeführt. Es lernt die Jahreszeiten Frühling, Sommer, Herbst und Winter kennen und verbindet im Laufe der Zeit damit zusammenhängende Tätigkeiten und Feste.

Spielmaterial

„Sieben oder acht Jahre des Sichbewegens und Spielens sind notwendig, um einem Kind Fähigkeiten zu vermitteln, die als Grundlage für seine intellektuelle, soziale und persönliche Entwicklung dienen kann“ (Jean Ayres, Bausteine der kindlichen Entwicklung).

Das Kind will mit allen Sinnen erleben, sich mit dem ganzen Körper bewegen, mit Händen und Füßen tätig sein, seine Umwelt ergreifen und begreifen. Die schönsten Spiele entstehen dort, wo es „nichts“ zum Spielen gibt. Daher ist unser Spielmaterial einfach, nur andeutend in der Formgebung, um die kindliche Phantasie zur Entfaltung zu bringen. Das Angebot ist eher knapp gehalten, da ein Überangebot an Spielmaterial die Kinder mehr überfordert als fordert.

In unserem Kindergarten sind nur natürliche Materialien vorhanden – Holz, Steine, Obstkerne, Schafwolle, Muscheln, Kastanien, Tücher, Tannenzapfen einige gestrickte oder geschnitzte Tiere, Spielständer, Tische und Stühle. Dies ist das „Urmaterial“, aus dem man fast alles herstellen kann. Der Tannenzapfen kann im Puppenhais als Baum dienen oder als Spritze beim Arzt, als Gemüse im Kaufladen oder als Belag für die Pizza.

Wir sehen auch eine wichtige Aufgabe darin, das kleine Kind vor Reizüberflutung zu schützen. Dies drückt sich in Farben, der Musik und der Ausgestaltung der Räume aus.
Aus diesem Grund verzichten wir bewusst auf den Einsatz von Medien wie CDs.

Die hochtechnisierte Welt, in der wir leben, hat in vielerlei Hinsicht einschneidende und nicht nur positive Veränderungen in der Umwelt der Kinder bewirkt. Negative Auswirkungen sehen wir zunehmend durch die Medien, durch Stress und Leistungsdruck, durch die allgemeine Reizüberflutung und die Einschränkung des Spiel- und Bewegungsraumes. Bei vielen Kindern zeigt sich dies in Nervosität, Konzentrationsmangel, Bewegungsunruhe, Störungen der Grob- und Feinmotorik.